325 km radeln von Blois-Tours-Chinon-Fontevraud l´Abbaye-Azlay-Le-Rideau nach Chenoncaux

Angekommen in Blois, besichtigte ich nach einem ausgiebigen Spaziergang durch die mittelalterlichen Gassen, das Schloss, die ständige Residenz der französichen Könige, wo die wichtigsten Bündnisse geschlossen wurden. Aus dem 13. Jahrhundert der Gotik ist nur der Rittersaal erhalten, der spätgotische Flügel verbindet italienische mit nordischen Stilen und die schönste Fassade mit dem runden Turm stammt aus der Renaissance um 1515.

Der Klassizismus hielt 1635 Einzug durch den Herzog von Orleons, konnte aber wegen Geldnot nicht vollendet werden. Am Abend durfte ich einen Teil der Schloss-Geschichte bei der animierten Lichtershow erleben, ein absolutes Highlight!

Weinberge mit Cabernet Franc und Sauvignon-Trauben lenkten mich von den Anstrengungen, sie bei knallheißer Sonne hinauf zu radeln, ab, denn ich hatte keinen E-Bike-Antrieb wie so viele andere. Die zum Baden einladenden Sandbänke der Loire sahen verführerisch zum Abkühlen aus, jedoch ist fast überall das Baden verboten und offensichtlich hielten sich die Franzosen daran.

Außer Atem erreichte ich das königlichste Loire-Schloss Ambiose auf einem Felsplateau, dass seine Blütezeit im 15. Jahrhundert mit dem französischen König Karl, dem 8. erlebte.

Ein italienischer Landschaftarchitekt erbaute hier den ersten Renaissancegarten Frankreichs, der immer noch atemberaubend schön ist.1516 lud Franz, der 1., Leonardo da Vinci nach Clos Lucé, unweit vom Schloss Amboise, ein, um dort zu leben. Leonardo hatte die Mona Lisa im Gepäck, beschäftigte sich mit Hydraulik und Stadtplanung samt der Zirkulation von Menchen und Waren, sowie dem Abtransport von Abfall in einer Kanalisation, um die Pest zu verhindern. 40 seiner Entwürfe, seiner Zeit um Jahrhunderte voraus, über das Bauwesen, Militär, Mechanik oder Luftfahrt wurden von IBM nachgebaut, die ich in den Modellsälen bewundern konnte.

In Tours besichtigte ich die Saint Gatien Kathedrale mit ihren Meisterwerken der hochgotischen Glasfensterkunst, bevor ich nach 75 Kilometern an diesem Tag ins Bett fiel.

Am Fluss Cher, zu deutsch teuer, entlang ging die Radltour zum nächsten Schloss Villandry, wo 1189 der Friede von Colombier zwischen dem König von England, Heinrich, dem 2. und den französischen König Philipp, dem 2. geschlossen wurde. 1532 baute Jean Breton, Berater von Franz, dem 1., daraus ein Schloss der Renaissance mit einem Hauch Italien inklusive Zier- und Küchengärten, die später mit englischer und französischer Gartenarchitektur verschönert wurden. Inmitten der Buchsbaumbeete, die die vier Zustände der Liebe symbolisieren sollen, genoss ich mein Picknick. Ob der Kräutergarten, das Labyrinth, der Sonnen- oder Wassergarten, alles wird umweltfreundlich behandelt und mit einem Wasserkreislaufsystem bewässert.

Am besten gefiel mir die Decke aus 3600 Holzteilen des Orientalischen Salons im Schloss, die aus einem Palast des 15. Jahrhunders aus Toledo stammte. Kaum hatte ich das Cher-Ufer mit dem der Loire getauscht, tauchte das Schloss Langheais auf. Hier heiratete Karl, der 8. 1491 heimlich Anne de Bretagne, um die Bretagne und die Krone Frankreichs zusammen zu bringen. Nach dem Tod Karls heiratete sie Ludwig, den 7., wurde erneut Königin von Frankreich und die souveräne Herzogin der Bretagne.

Die besterhaltenene mittelalterlchen Klosteranlage Fontevraud l ´Abbaye wurde 1101 von Robert von Arbrissel gegründet, um eine Gemeinschaft von Männern und Frauen aufzunehmen, die nach seinem Ableben Äbtissinnen unterstellt wurde und unter königlichem Schutz stand. Eleonore von Aquitanien, die Königin von Frankreich und die Königin von England wählten Fontevraud, um dort die Grablege ihrer Famillie einzurichten. Mir gefielen die zauberhaften Kurzfilme der Absolventen der Zeichentrickfilmakademie, die dort gezeigt wurden, am besten.

Auf wenig befahrenen Landstraßen ohne Schatten radelte ich in glühender Hitze weiter von Chinon durch Weingärten, Sonnenblumenfelder und ein Dorf, das für seine Korbflechter berühmt wurde, bis zum Renaissance-Schloss Azay-Le-Rideau.

Französische und italienische Baukunst vereinend, wurde es von Gilles Berhtelot und Philippe Lesbahy im 16. Jahrhundert erbaut. Im 19. Jahrhundert restaurierten die Marquis de Biencourt über 3 Generationen  Azay-Le-Rideau, um es zum nationalen Kulturgut zu erheben. Es war das erste Schloss, dass für Besucher geöffnet wurde.  Mich zog die Ausstellung von aufwendigen, kostbaren Balletkostümen auf früherer Zeit in den Bann.

60 Kilometer Auf- und abradeln entlang der Flüsse Indre und Cher sind es bis nach Chenonceau, dessen Schloss direkt über dem Fluss trohnt. Nach Versailles ist es das mit 800000 Besuchern meistbesuchte Schloss Frankreichs, dessen Geschichte hauptsächlich von Damen bestimmt wurde. Diane de Poitier prägte das Aussehen und Katharina von Medici hat die Anlage ihre berühmte Galerie zu verdanken.

Am 7. Tag beim Zurückradeln nach Blois fing es an, zu regnen, weshalb ich kurz in Balzacs Haus in Saché, wo er sich von den Pariser Festen erholte, Station machte. Der Regen hörte auf, die dunklen Wolken blieben drohend, so verzichtete ich darauf, insgesamt 30 Kilometer weiter zu radeln, um Schloss Chambord zu sehen und landete bei einem Regenguss in Blois. Im Haus der Magie und Illusion von Robert Houdin staunte ich über seine Zaubertricks, seine exquisite Uhrensammlung und probierte interaktive Tricks aus.

An Abend ließ ich mir das “La Connexion“ Musikfestival, nachhaltig organisiert von Studenten, im Jardin de l´Èveque mit traumhaftem Blick auf das gegeüberliegende Ufer nicht entgehen.

Tipps:

wer nicht für die Tour de France oder einen Marathon trainieren will, ist mit einem E-Bike bei den vielen Hügeln gut bedient, da auch die Schlösser- und Gärtenbesichtigung hinzukommt

Mitnehmen: Leichtes Regenzeug, Sonnenschutz und -Brille, Helm, Proviant, da in vielen Dörfern die Läden geschlossen waren, Luftpumpe und Ersatzschlauch, eventuell die Loire-en vélo App herunterladen, die Loire-en Vélo Schilder beachten oder gleich von Eurobike organisieren lassen. 

Herzlichen Dank an Eurobike für die Unterstützung!