Bei der berühmten Blue Mountain Railway in die Nilgiri Hills waren alle Tickets ausverkauft, daher nahm ich schweren Herzens den Bus nach Kodaikanal, um dem Lärm und Schmutz der Städte Tamil Nadus zu enkommen. Entlang der unvermeidlichen Souvenirstaßen gelangte ich zum „Aussichtspunkt“, der komplett im Nebel verschwand.
Das trübe Wetter motivierte mich zum Weiterziehen nach Ooty, ein knuffiger Ort auf 2000 Metern, von den Engländern zur Erholung von der Hitze genutzt.
Von Kovalam, Kerala nach Madurai und Trichy in Tamil Nadu.
Schnee, Eis und Regen verjagen mich regelmäßig im Winter in wärmere Gefilde. Nachdem ich ein dreiviertel Jahr an meinem Tennisarm laboriert hatte und mein Arzt mit Operation drohte, da sämtliche teuren Therapien nichts halfen, beschloß ich stattdessen, Edith aus Aachen in ihrem Haus in Kerala, Indien zu besuchen.
Im Paralleluniversum Indien bei angenehmen 28 Grad empfahl sie mir einen Ayurveda Arzt, der mich eine Woche mit ayurvedischer Medizin versorgte und durchmassierte. War es die Wärme oder Ayurveda, wundersamerweise waren die Schmerzen fast wie weggeblasen! Mein Arzt empfahl mir, hierzubleiben. Das macht Edith immer mehrere Monate im Jahr und sie ist nicht die einzige.
Orcha, im 16. bis 17. Jahrhundert von den Bundela beherrscht, ist nur ein paar Stunden von Khajuraho entfernt. Der Palast Jehangir Mahal, von Raja Bir Singh am Fluß Betwa erbaut, bietet von seinen Türmen eine phantastische Rundumsicht über die Landschaft, Schreine und Tempel.
Beim Pflichtprogramms Palast, Ruinen und umliegende Tempel faszinierten mich die elegant kreisenden Geier am meisten. Hier handelte es sich um Vögel, nicht wie in Khajuraho um Shopverkäufer und Rikschafahrer.
Die Hitze zog mich zum Fluß mit seinen Pools und Felsenbuchten, ob er zum Baden einlud? Das Wasser sah nicht ganz klar aus, Müll könnte ich nicht sehen. Schon winkten mir Kinder zu, ich sollte zu ihnen in den Fluß springen. Es war heiß, das ließ ich mir nicht zweimal sagen und war Sekunden später samt Kleid im kühlen Naß. Wir plantschten herum, die Inder schwammen nicht, sondern paddeltn eher wie Hunde. Sie luden mich ein, mit ihnen zu kommen. Ihr „Haus“ bestand aus allem, was man am Ufer finden konnte, hauptsächlich aus Schilf, das Dach mit Plastik als Regenschutz. Angenehm kühl war es. Die Mädchen stylten meine Haare, ein Bindi wurde auf die Stirn geklebt und ein Sari fachfraulich umgewickelt. Fertig zum Fotoshooting!
Am nächsten Tag fand eine Beerdigung statt, das bedeutede, die Tote wurde unter Gesänge zum Fluß getragen; verbrannt und zur letzten Ruhe im Fluß „gebettet“.
Wegen der Hitze beschloß ich, meine restlichen Indien-Tage im Norden, in Rishikesh zu verbringen. In den 60ern wurde es berühmt wegen der Beatles, die ein Transcendental Meditation Training im Ashram von Maharishi Mahesh Yogi absolvierten.
Jetzt hatte es sich zu DEM spirituellen Yoga-Kommerzzentrum Indiens gewandelt mit allem, was dazu gehört. Ashrams jeglicher Couleur hatten sich angesiedelt, Guesthäuser, die unvermeidlichen Souvenirshops und ein paar Tempel, aus denen allabendlich Trommeln und Gesänge ertönen. Der Ganges ist hier tiefgrün und sichtbar schwimmen hier statt Müll und Leichen wie in Varanasi nur Einheimische beim heiligen Bade, Raftingboote und herausgefallene Touristen herum.
Vor einem Ashram erlebte ich eine „Puja“ Zeremonie, die in hinduistischen Religionen zur täglichen Praxis gehört. Die Rituale dienen der Konzentration des Geistes, der Öffnung des Herzens und der Einheit mit der göttlichen Kraft.
Hauptsächlich junge Männer hatten sich in Orange versammelt, um zu singen, von Trommeln begleitet. Der bärtige Guru wurde unter Applaus begrüßt und fing ebenfalls an zu singen. Viele Zuschauer, Ausländer wie Inder, stimmten ein. Feuer in einem Halter in Kobra-Form wurde herumgereicht.
Mit geweihtem Wasser, Feuer und Schmuckgegenständen wird die göttliche Kraft in Demut gewaschen, geehrt und geschmückt. Opfergaben wie Blumen, Reis, Milch (bzw. Reismilch) und geheiligte Speisen (Prasad) gehören als Zeichen der Dankbarkeit und Ehrerbietung zu jeder Puja. Sie werden der Gottheit während des Rituals dargebracht.
Nachdem ich in Orcha die Rache der Indischen Götter überlebt habe, bin ich heilfroh im wahrsten Sinne des Wortes, daß die „German Bakery“ mit echtem Kaffee, hervorragendem Kuchen und leckerem, sauberen Essen ohne altem Öl und dem allgegenwärtigen Zucker aufwarten, endlich! Auf meine Frage an die Inder, warum sie überall Zucker hineintun müssen, antwortet einer, Zucker bringe Energie. Der Witz des Jahres! Im Relaxen und Chillen sind die Inder große Klasse, Energie ist nur in Ausnahmefällen zu beobachten.
Ausgerechnet an meinem Abreisetag unterrrichtete der 105!jährige Swami Yogananda Maharaj Ji Yoga, was ich leider verpasste! Der einzige Trost war das Buch von Jonas Jonasson „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, das einfach glücklich macht!
Von den Andamanen in Chennai gelandet, gab es keine Möglickeit, nach Khajuraho, berühmt für seine erotischen Tempelskulpturen, zu fliegen. Also war ich gezwungen, den Umweg über Dehli zu machen. Die hochmodere Metro dort bringt mich vom Flughafen perfekt zum Hauptbahnhof. Draußen empfängt mich der Dehli-Horror.
Menschenmassen bevölkern die Züge und Gleise wie im Krieg, deren Energie und die dazugehörige Geräuschkulisse lagen sich schwer über den Körper, während Schlepper und Rickshaw-Fahrer mir den Weg versperrten und sich von allen Seiten auf mich stürzten. Natürlich existierte das Touristenbüro angeblich nicht mehr, beziehungsweise wurde gerade umgebaut, daher mußte der Ausländer den TukTuk Fahrer nehmen, um zu einem Reisebüro zu fahren, das diesem Komission zahlt. Kein Wunder, daß die Inder ständig beten müssen bei soviel Lügengeschichten! Nach einer gefühlten Ewigkeit fand ich auf verschlungenen Wegen den Fahrkartenschalter für Touristen, der in seiner Ruhe ohne Gedrängel samt verschlissenen Sofas wie eine VIP-Lounge auf mich wirkt. Und natürlich gibt’s einen Nachtzug morgen, gottseidank!
Ein Deutscher lief mir über den Weg und nahm mich zu seinem Guesthaus mit, das nur über rudimentäre Ausstattung verfügte, aber ich könnte nicht einen Schritt weiter. Dafür war das Dachterrassen-Restaurant passabel und WiFi funktionierte. Die Israelis waren natürlich auch schon da, um den ganzen Tag in ihren Zimmern Party zu feiern. Dafür könnte ich mir eine schönere Location vorstellen.
Am nächsten Tag, ein Sonntag, hatte ich gefühlt fast alle 20 Millionen Einwohner getroffen. Am Roten Fort herrschte mir zu viel Gedrängel, die größte Moschee Indiens Jama Masjid konnte ebenfalls nicht unter Besuchermangel klagen. Angestarrt, angesprochen- und verfolgt werden gehörte zur Tagesordnung des Ausländers. Was tun? Den MP3-Player auf volle Lautstärke drehen! In der Metro gab es angenehme Frauenabteile. Einmal wurde ich im Megagedrängel in ein reines Männerabteil gequetscht. Die Männer grinsten dreckig, mir war mulmig, da entdeckte ich Platz neben der Tür und drängelte mich durch. Triumphierend drehe ich mich um, schon hat sich das miese Grinsen in ein Respektvolles verwandelt.
In Khajuraho angekommen, wurden Nana, eine Koreanerin und ich fast von Rikshaw-Fahrern vor Angeboten erwürgt. Die Saison schien vorbei, daher mussten die Rest-Touristen dran glauben, wenn es um Zimmer-Angebote oder Shop-Verkauf ging. Es verging keine Sekunde, ohne angesprochen zu werden. Phantasie fehlte leider völlig, mit immer den gleichen Sprüchen und Fragen wurden wir ununterbrochen belästigt. Ich sollte pro Frage 10 Rupies verlangen, damit könnte ich gut meine Reisekasse aufbessern!
85 außergewöhnliche Tempel bauten die Chandela Rajputen von 950 bis 1050 innerhalb von 100 Jahren bei Khajuraho. Nur 22 blieben als Weltkulturerbe übrig. Die Tempel mit ihren erotischen Skulpturen des Kamasutra unter anderem Shiva und Ganesh gewidmet, sind phantastisch inspirierend. Interessant, daß die Inder ausgerechnet die Erfinder waren und jetzt nicht mal Pärchen in der Öffentlichkeit Händchen hielten, außer Männer untereinander. Während auf dem Lande Saris, Salvars (Tunika) und Longis (der Männer Sarong) und immer mehr Jeans vorherrschten, bildete sich in wenigen großen Städten ein Paralleluniversum, in dem Inderinnen in knappen Kleidern und Hot Pants ihre Kurven zeigten, besonders in Mumbais Clubs.
Immer top gestylt mit Blumenkränzen im Haar, farblich abgestimmten Saris und Salwars sahen die jungen Inderinnen wie wunderschöne, graziöse Prinzessinnen aus. Die Männer liefen in frischgestärkten Hemden oder T-Shirts herum, die Obst- und Gemüsehändler dekorierten ihre Ware farblich abgestimmt als Pyramide.
Bei so viel Sinn für Schönheit konnte ich schwer verstehen, warum sie offensichtlich der Abfall und Dreck überall nicht stört. Weil sie ihn selber fallenlassen? Die Regierung lancierte Kampagnen für weniger Plastik, Tüten gab es fast nur noch aus Stoff, die im Supermarkt bezahlt werden müssen. Trotzdem blieb genug Müll übrig, um von den unterernährten, ungesunden Kühen verzehrt zu werden. Jeden Tag konnte ich beobachten, wie die Kühe hauptsächlich Plastik aus den Mülleimern ziehen. Kein schöner Anblick!
Trauminseln sollen sie sein, die Andamanen! Das mußte ich genauer untersuchen. Der Flug von Chennai ging lange über blaues Wasser, bis die erste Insel auftauchte, „das Paradies“ ging mir spontan durch den Kopf.
Schön wär´s! Die Andamanen haben eine brutale, eher un-paradiesische Vergangenheit. Ursprünglich wurden sie von ca. sieben unterschiedlichen Stämmem, zum Teil mit Negroidem oder Mongoloiden Einschlag bevölkert. Immer wieder landeten Seefahrer hier, brachten zum Teil unbekannte Geräte, aber auch tödliche Krankheiten mit. Tamilen, Burmesen, Karen, und Malaysier siedelten sich an.
Die Dänen hatten die Inseln annektiert, bis sie bis 1783 Österreichische Kolonie wurden. Die Briten besetzten sie 1845, trieben Handel mit den einen und bekriegten sich mit den anderen. 1858 errichteten sie auf Ross Island gegenüber dem Hafen von Port Blair, der jetzigen Hauptstadt, ihren Regierungssitz inklusive Swimmingpool, drei Clubs zum Amüsieren, Kinderspielplatz und sogar einen Friedhof, natürlich nur für Briten. Der Dschungel wurde von Gefangenen gerodet, die Gebäude unter schwersten Bedingungen hochgezogen.
Jetzt überwucherte der Dschungel unheimlich die verfallenen, ehemals prachtvollen Gebäude, belebt von Rehen und Hirschen, besucht von staunenden Touristen. Abfall wie sonst in ganz Indien fallen zu lassen, war unter Strafe verboten. Wenn das doch überall der Fall wäre!
In der Hauptstadt Port Blair errichteten die Engländer ein Gefängnis, das heute ein Indisches Museum ist. In den Gefangenen-Lagern der Andamanen wurden sowohl englische Verbrecher wie auch Indische Widerstandkämpfer zur Strafe eingeliefert. Viele starben unter den horrenden Bedingungen. Während des 2. Weltkriegs landeten die Japaner hier und brachten alle noch Anwesenden um.
Der verschwindend kleine Teil der Ureinwohner sind in winzige Reservate gedrängt worden. Dort und auf einigen Inseln im Norden sowie auf den Nicobaren südlich der Andamanen haben Touristen daher keinen Zutritt.
Sind alle Inseln unter Indischer Verwaltung? Nein, die Bewohner einer einzigen Insel schafften es bis heute, fast jeglichen Kontakt mit der Außenwelt zu verhindern. Es handelt sich um Sentinel, von mir beim Anflug als „Paradies“ getauft. Ein Foto von ihnen fand ich im Anthroposophischen Museum. Als die Indische Regierung versuchte, nach dem Tsunami 2004 mit Hubschraubern Lebensmittel abzuwerfen, quittierten die Einwohner dies mit Pfeil und Bogen-Beschuß.
Havelock, die am meisten frequentierte Insel, entpuppt sich als nett, aber für Indische Verhältnisse lächerlich teuer. Also konnte ich nicht schnell genug das nächste Boot nach Neal Island bekommen. Dort angekommen ging es mir wie vielen, ich fühlte mich gleich zu Hause. Alle Verspannungen lösten sich in Wohlgefallen auf. Die Insel ist knuffig klein, jeder kennt hier jeden.
Ich mietete mir eine Bambushütte und erkundete die Insel wie alle anderen mit dem Rad. Nur ein paar Motorräder und Minibusse mit Indischen Touristen waren hier unterwegs, sogar gehupt wurde weniger. Laut Lonely Planet soll Schnorcheln und Tauchen hier Weltklasse haben, was sich ohne Überraschung als Witz herausstellte. Es gab kein Internet und Mobiltelephone funktionierten nicht, so gab es „nur“ gechillte, ausgesprochen symphatische neue Bekanntschaften.
Die Suche nach Stränden zum Schwimmen und Schnorcheln gestaltete sich tagelang als ein Spießrutenlauf, da Ebbe herrschte. So verbrachten die anderen Gäste und ich unsere Zeit nach dem hervorragenden Frühstück mit in der Hängematte liegen, zum Fischmarkt in „Zentrum“ zu radeln, um dort einen Fruchtshake zu trinken. Danach war ein Nickerchen oder Spaziergang fällig, bis der Franzose vom Angeln einen Fisch mitbrachte, der von unserem Gourmet-Koch im Resort für das Dinner zubereitet wurde.
Erst nach 6 Tagen kam die Flut tagsüber und wir konnten am Resort-Strand schwimmen!
Holy nahte, bei dem wir uns mit den einheimischen Kindern eine Farbschlacht lieferten, die sich gewaschen hatte. Ob wir noch in der einzigen Bar weiterfeiern sollten? Angekommen, torkelten uns bereits eine Gruppe Inder entgegen, da verzichteten wir lieber. So ersparten wir uns einen Kater und wuschen 3 Tage lang die Farbe ab!
Umwelttipps:
natürlich immer eine eigene Wasserflasche mitbringen und Plastik vermeiden! Leider sah es hinter einer Palme so aus:
Mamallapuram, in zwei Stunden von Chennai, ehemals Madras, mit dem Bus zu erreichen, war meine nächste Destination.
Im Dorf hörte man die Steinmetze ihre Skulpturen bearbeiten. Jeden Tag schlenderte ich durch das trotz Tourismus relativ normale Dorfleben. Das Highlight waren die in Stein gehauenenTempel in einem riesigen Steinpark. Von oben wirkten sie wie Wale, die sich ins Grüne verirrt haben.
Staunend bewunderte ich die Steinmetzkunst in den Felsentempeln, als eine Gruppe Inder mich kichernd umschwärmte, sie wollten unbedingt ein Foto mit mir. Ein Inder brachte leider nur unscharfe Bilder zustande. Da schaltete sich die Fruchtverkäuferin ein, setzte ihren Korb ab und übernahm meine Kamera. Sie erzählte mir, ihr Mann sei Fotograf. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen..
Beim Eintauchen des Pain au Chocolat in Capuccino weiter südlich in der französischen Enklave Pondycherry erholte ich mich vom anstrengenden, lauten Indien.
Renovierte, liebevoll dekorierte Traumvillen galt es zu besichtigen, nur unterbrochen von Cafébesuchen in Blumen umrankten, bemalten Innenhöfen. Durchatmen pur!
Abends bummelte ganz Pondycherry an der von einer Brise umwehten Promenade entlang. Eine Bühne wurde aufgebaut, auf der etwas später ein Integrations-Tanzfestival der Indischen Provinzen begann. Von den Stühlen aus wurde mir fast das Trommelfell weggeblasen, während die Scheinwerferstrahlen in den Zuschauerraum mich blind für die Perfomence machten. So stellte ich mich vorne an die Seite. In den Kostümen der verschiedenen indischen Provinzen wurden traditionelle und moderneTänze aufgeführt.
Plötzlich waren eine Gruppe Zuschauer nicht mehr zu halten, spangen auf und tanzten mit. Ich kam näher, um sie zu fotografieren, da winkten mir die schönsten Tänzerinnen zu, ich soll dazukommen, mittanzen. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen! Kaum waren die Perfomances beendet, wurde die Bühne von Zuschauern und Tänzern gestürmt und abgetanzt, daß kein Auge trocken blieb!
Mamallapuram, Pondycherry
wer nach Mamallapuram kommt und einem Waisenhaus helfen möchte, kann sich an Rev.C.Bila. Mobile; 9443 295 278 oder
elkanahorphanage@gmail.com wenden.
Von Jodpur, Jaisalmer, Bikaner, Jaipur zum Taj Mahal
Jodhpur in Rajastan, die blaue Stadt genannt wegen ihrer blau-bemalten Häuser lohnte nur wegen seines imposanten Meherangarh Forts, von Kipling als das Werk von Engeln und Riesen beschrieben.
Jaisalmer am Rand der Wüste Thar lockte mit seinem sandgelben Fort, in dem ich in einer Haveli genannten traditionellen Herberge in bemalten Zimmern bildschön nächtigen konnte.
Im Fort mit seinen Giebeln, Skulpturen und traumhaften Jain-Tempeln, verziert mit Apsara-Tänzerinnen, konnte ich mich herrlich in den engen Gassen verirren.Beim Guide Babu buchte ich eine 2tägige Wüsten-Kamelsafari. Rachel und Martina kamen als Tagesausflüglerinnen mit, Babu versicherte mir, das noch andere Touristen später hinzukommen würden, die auch unter freiem Wüstenhimmel übernachten wollten.
Auf Kamelen schaukeltn wir durch die bildschöne, menschenleere Landschaft. Sie erinnerte mit ihren weiblichen Rundungen an den Film „ Der Englische Patient“. Eigentlich müsste ich das Schwanken vom Segeln ja gewöhnt sein, trotzdem traute ich mich nicht, loszulassen, um Fotos zu machen.Die Sonne ging langsam unter. Während wir Bier tranken und das leckere Abendmahl genossen, fragte ich Babu, wo denn die anderen bleiben, ich möchte nicht allein mit Kameltreibern in der Wüste übernachten. Er behauptete steif und fest, die kommen noch, was sich natürlich als dicke Lüge herausstellte.
Schade, dieses Erlebnis, die Schlepper, das ständige Angesprochen-werden und andere anstrengende indische Besonderheiten wie der Lärm, Hupende Züge und Busse Tag und Nacht ermüdeten mich.
Beim Fotografieren von freundlichen Turban-Trägern lernte ich Nikita, ein zwölfjähriges Mädchen und ihren Bruder kennen, die mich gleich in ihr Haus einluden. Von Mutter, Cousine und Oma wurde ich zu Tee und Snacks eingeladen und reich beschenkt mit einem Salwar (einer Tunika) sowie einer blauen (meine Lieblingsfarbe!) Kette mit passenden Ohrringen und einem Ring von Oma.
Wunderbar, daß sie mir nichts verkaufen wollten, sondern einfach nur herzlich und gastfreundlich waren! Ich hatte gar nichts zum Verschenken dabei und machte daher ein paar Fotos, die ich natürlich am nächsten Tag vorbeibrachte und Nikita die gewünschten Sneakers kaufte. Für die Fahrt nach Bikaner bekam ich einem Karton voller Süßigkeiten.
Die Frage, wohin damit erübrigte sich, als mich im Zug eine Gruppe indischer Geschäftsleute ansprach, denen ich die Süßigkeiten anbot und aus Höflichkeit konnten sie nicht ablehnen.
Bikaner ist für seinen Tempel der heiligen Ratten berühmt, der Ort ist so unangenehm wie seine heiligen Tiere. Daher entschwand ich nach einem Tag mit dem Zug nach Jaipur.
Sie stellte sich als verkehrreiche Stadt heraus, die ich nach der hervorragenden Sightseeing Tour des Touristenoffices möglichst bald wieder verlassen wollte, natürlich nicht ohne den Palast der Winde angeschaut zu haben.
Hinter der Fassade des Palasts befand sich das Polizeirevier, wo ein Polizist in seiner traditionellen Uniform mich sogleich zu einem Tee einlud und damit ein paar neugierige Inder anlockte. Nach einem Schwätzchen verabschiedete ich mich, um einen Ausflug zu Jaipurs kilometerlangen Mauer zu unternehmen.
Der Taj Mahal, das Denkmal der unendlichen Liebe von Shah Jahan für seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal, die Erwählte des Palastes, stand noch auf meiner Wunschliste. Um 6 Uhr morgens am Eingangstor, nur mit Wasser und Kamera bewaffnet, mehr ist nicht erlaubt, betraten einige Gäste und ich den weitläufigen Garten.
Der Ausdruck höchster Mogul-Baukunst strahlt einen ruhigen Zauber aus, dem man sich kaum entziehen kann. Das können selbst die Touristenmassen nicht verhindern. Viele Gruppen laufen schnurstracks zum Taj, fotografieren ihn ab und verschwinden.
Ich zog mich rechts und links in die Gärten zurück und genoß es, wie das sich verändernde Sonnenlicht den Marmor in rosa, gelb, grau, beige und weiß erstrahlen lässt. Das Farbenspiel soll die Gegenwart Allahs symbolisieren. Für mich der friedlichste Ort in ganz Indien!
Entspannung in Rajastans Udaipur und Holy-Feste in Pushkar
Von Rajastan hatte ich unangenehme Dinge gehört, die allein reisenden Frauen passiert sind. Vom Kaufen eines Pfeffersprays, immer am Handy telefonieren, sich einer Gruppe anschliessen bis zum Stock mit sich führen oder gleich aufgeben gingen die Ratschläge…
Gottseidank ist Udaipur sehr entspannt und die Menschen symphatisch. Ich bekam ein wunderschönes, bemaltes Zimmer, nachts leuchtete die Decke wie ein Sternenhimmel! Glücksbringende Elefanten sind überall präsent, genauso wie die zahlreichen Paläste, die zum Teil als Hotels umgebaut sind, das berühmteste auf dem See tauchte sogar in einem James-Bond-Film auf.
Mein nächstes Ziel, Pushkar war ein kleiner Pilgerort an einem heiligen See, idyllisch von Bergen umgeben. Abends war es ein Genuss, den Indern am Ghat bei ihren Waschungen und ihrer Kunst, einen meterlangen Turbanzu zu binden, zu beobachten.
Die Rinder sind hier heilig wie jeder weiss, die Kufladen auch? Es war eine Kunst, in engen Gassen hupenden Motorradfahrern, die einem fast den Fuß plattmachten, Fußgängern und ekelhaft ungesunden Kühen, die sich hauptsächlich von Müll bzw. Plastik ernähren, auszuweichen und nicht in ihre Hinterlassenschaften zu treten.
In Pushkar waren die Gassen nur zirka 3 Meter breit und ich war prompt in einen frischen Kufladen getreten. Die Gasse wurde von Fruitshakern, Internetspots und Souvenirläden gesäumt und bestand aus Stein, so blieb mir nichts anderes übrig, an der Seite neben einem Internetspot meine Sandalen abzuwischen. Im Hotel bekamen diese eine heiße Dusche und als ich wieder an dem Internetspot vorbeikam, begrüßte mich der Junge davor freundlich, der Kuhdreck war gesäubert!
Um´s Feuer tanzende Inder kündigten vom nahenden Holy-Fest, also zog ich am nächsten Tag mein ältestes T-Shirt an und los zog in die rosa-bepuderten Gassen. Es dauerte nicht lange, da begann ein eingefärbter Inder vor mir zu tanzen. Plötzlich rauschte eine Farbdusche von hinten über mich herab, während jemand gleichzeitig mit den Händen Farbe über mein Gesicht rieb. Meine Augen brannten, gottseidank halfen mir ein paar Ausländer mit Tüchern, diese abzztupfen.
Der Marktplatz war voll von Menschen, die zu House tanzten, sich die T-Shirts vom Leib rissen und mit rosa Farbe bespritzten. Ähnliches soll letztes Jahr auch mit Ausländerinnen passiert sein, deshalb war Polizei im Einsatz. In anderen Orten wird dazu noch ordentlich gebechert, hier ist nur der Bhanglassi [heiliges Cannabis-Yoghurt] erlaubt. Ein Riesenspass! Die Farbe rauszuwaschen gestaltete sich als schwierig, meine Kamera ist jetzt rosa und heilig, ihr ist aber nichts ernsthaftes passiert.
Eine Frau ohne männliche Begleitung ist den Indern suspekt, Frauen, die Alkohol trinken erst recht…Egal, zur Happy Hour am Meer in Kannur hatten Anja aus Berlin und ich uns Bier eingebildet. Ein Motor-Rikscha-Fahrer [die Radl-Rikschas sind alle nach Deutschland ausgewandert?] zeigte auf’s Hotel Savoy, das auch schon bessere Tage gesehen haben muss, milde ausgedrückt!
Kurz gesagt, alleine würde ich nie so eine Spelunke aufsuchen. An glotzenden Männern vorbei begaben wir uns schnurstraks zur Bar, ließen uns das Bier einpacken und waren ebenso schnell die Umgebung total ignorierend wieder draußen. Am liebsten hätte ich das Alkoholangebot eingehend inspiziert und die Blicke der Männer fotografiert, aber dann wären wir wohl gelyncht worden!
Zur Erholung hatten wir heute einen einsamen Strandabschnittt aufgesucht und es tatsaechlich geschafft, unbelästigt zu baden, herrlich! Es war etwa 33 Grad, da tat eine Erfrischung gut. Gerne würde ich den Sternenhimmel am Meer geniessen, aber die besten Plätze waren von händchenhaltenden Männern besetzt, natürlich nur Freunde! Wenn wir Frauen es wagen würden, die Sterne zu betrachten, gäbe es garantiert genug Männer, die mit uns Händchen halten wollten.
Mein Ayurveda-Diplom habe ich natürlich trotz Examen bekommen, obwohl ich am Abend zuvor noch auf einem nächtlichen Theyyam war, einem geheimnisvollen Geisteritual, wofür Kannur berühmt ist. Der „Geist“ hört die Betenden an und begleitet von Trommeln und seltsamen Zeremonien betet er dann für sie.
Das hätte ich auch gerne gehabt, als mein MP3 Player sich plötzlich tot stellte, erst vom 4. Computer aufladen ließ und keine Daten mehr anzeigte. Kaum hatte ich jemanden gefunden, der mir Musik aufladen wollte, war meine wieder da! Magic India!
Rajesh, unser Ayurveda Arzt lud drei unserer Schüler zum Rotary-Club Meeting ein, damit wir etwas über unsere Länder erzählten. Brennend interessierten sich die Inder für das Münchner Oktoberfest, beim Buffet wurde ich von Männern und Frauen, die mehr über Deutschland und das Leben dort wissen wollten, umringt. Einer sprach fließend deutsch, obwohl er vor 40 Jahren mal in Deutschland war. Alkohol wird offiziell selten in Indien getrunken, die Flasche Whisky leerte sich trotzdem.
Ich bin gespannt auf neue Abenteuer! Auf dem Weg Richtung Goa erlebte ich eine Elefantenparade und in Udipi das farbenprächige Carfestival.
Uralte, verzierte Eisenwägen mit riesigem Ballonaufbau, der aus Unmengen von Fahnen besteht, wurden von Menschenmengen durch die Straße des Krishna-Tempels gezogen. Voraus liefen als Geister verkleidete Jungs, die von Saxophonspielern und Trommlern angefeuert wurden. Dann wurde echtes Feuer gelegt, über das die „Geister“ tanzten, Stoff verbrannten und ein Raketenfeuerwerk gezündet, bis der böse Geist besiegt war.
Der nette Pilgerort Gokarna an der Grenze nach Goa hat sich trotz vor 15 Jahren erstmals anreisenden Hippies bis zu den jetzt zahlreichen konventionellen Lonely-Planetarians seine Entspanntheit bewahrt. Zum wunderbar abgelegenen Strand läuft man etwa eine gute halbe Stunde, an dem es auch einfache Unterkünfte gab.
Anjuna, die früheren Hippie- und spätere Raver-Enklave in Goa, entpuppte sich heute als unerträglich kommerzieller Strandort, an dem man/frau nicht in Ruhe liegen kann. Ingo`s Night-Bazaar in der Nähe erinnerte verdächtig an‘ s Tollwood Festival in München.
Es handelte sich um einen Open Air-Markt mit etlichen Ständen, die Sachen aus aller Welt anboten, Klamotten, Musikinstrumente, Lampen, Dreamcatcher, alte Filmplakate, Krimskrams samt internationalem Essen. Musik von Lifebands gab’s hier auch und es wurde getanzt! Urkomisch, wie unterschiedlich die Menschen aus aller Welt sich zur Musik bewegten!
Gottseidank bin ich nicht noch im Club Paradiso mit freiem Eintritt und Freidrinks fur Frauen, (in Indien muß frau bei solchen Angeboten damit rechnen, von Busladungen von Indern angestarrt zu werden) gelandet, denn 30 m vor meiner Unterkunft war es so stockdunkel, dass ich es ohne Hilfe von einem Kellner, dessen Lokal gerade schloss, nicht gefunden hätte. Überall wurde ich von Indern gewarnt, hier nicht im Dunkeln ohne Begleitung herumzuwandern. In meinem „Guesthouse“ hatte ich den Eindruck, dass der nette Besitzer mit Drogen handelte, die braucht man wohl auch, wenn man in Anjuna bleiben will!
Beim Wort „Indien“ verdrehen die einen die Augen, weil es so anstrengend ist, während die anderen wirken wie in Trance oder auf Drogen?, wenn sie davon schwärmen. Das wollte ich selber herausfinden und obendrein einen Ayurveda-Massage Kurs absolvieren.
Endlich in Kerala, Südindien, angekommen, gönnte ich mir erst mal eine Backwater-Tour mit den traditionellen Bambusbooten. Die relaxte Fahrt durch das Kanalgewirr erinnerte an die 1000 Inseln des Mekong in Südlaos. Zwischen dem Grün blitzten Dörfer hervor, wir sahen, wie frau aus Kokosfasern auf einfachste, effektivste Art reißfeste Seile herstellt und kosteten vom leckeren Thali, eine Variation verschiedener Gemüsegerichte inklusive köstlicher Soßen.
Dem Loose-Guide zufolge soll es im Strandort Varkala Ayurveda-Schulen geben. Über Kursangebote stolperte ich an jeder Ecke, besonders darüber, das sie nicht mal einen Lehrplan vorweisen konnten. Also setzte ich mich ins Internet-Café und nach einem Tag Recherche entdeckte ich die School of Ayurveda und Panchakarma in Kannur, am Meer Keralas. Während die anderen Schüler monatelang im voraus gebucht hatten, hatte ich das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein!
Mit 11 Frauen und zwei Männern aus Europa, USA und Japan lernten wir Panchakarma und Ayurveda-Massage. Die Ayurvedische Medizin ist 3000 Jahre vor Christi alt und beruht auf dem Wissen vom Leben.
Sie teilt die Menschen in die drei Konstitutionstypen Vata, dem Element Luft/Raum zugetan, Pitta, dem Feuer, und Kapha, Erde und Wasser zugehörig, auf. Sind diese im Gleichgewicht, ist der Mensch gesund.
Ayurveda sieht den Menschen ganzheitlich, seinen Körper, Geist und Lebensweise. Die Behandlung macht den Kranken gesund, hält den Gesunden im Geichgewicht.
Theorie und Praxis wechselten sich ab, wir lernten diverse Massagetechniken und Behandungen für die verschiedenen Doshas, unter anderem mit dem Fuß. Dazu liegt der Patient am Boden, über ihm ein Seil, an dem sich der Masseur leicht abstützt, um den Patienten mit seinem Fuß zu massieren. Nicht so einfach, den Druck richtig auszubalancieren, Tänzer sind eindeutig im Vorteil! Eine tolle Dehn- und Gleichgewichtsübung für den Therapeuten. Andere Therapien mit selbsthergestellten Kräuterpackungen gehörten auch zur Ausbildung. Das Öl macht die Hände der Masseure samtweich, als Massage-Modell konnten wir uns dann meistens schön entspannen! Nach einer Öl-Ganzörpermassage fühlt man sich wie neugeboren!