Aus dem heißen Süden Vietnams in Lissabon eingetroffen, begrüßten mich Anfang April Regen und eisige Kälte in Lissabon. In meiner Unterkunft strahlten die freundlichen, brasilianischen Rezeptionisten derartig, dass die Regenwolken ein Einsehen hatten, und sich verzogen. Begeistert erkundete ich die engen Gassen und Treppen der Altstadt, in der Autos kaum eine Chance haben, perfekt für meinen im Vietnam-Smog erworbenen Dauerhusten.

Plötzlich stürmte der kühle Polarwind heran und in Sekundenschnelle brach ein Regenguss los, dass ich in ein winziges Stehcafé flüchtete, wo mir süße Törtchen zulachten. Es handelt sich um die traditionellen Natas und ich entschied mich für eins mit Pistaziencreme, das auf der Zunge zerging. Im hinteren Teil des Cafés wurden diese von Hand frisch zubereitet.

Bei zu kühlem Wind und Regengüssen las ich über die heißeste Region in Portugal, dem Alentejo, berühmt für seine Weine, da wollte ich hin! Im Jahre 715 eroberten die Mauren Evora, die Hauptstadt Alentejos, die 1162 von Geraldo durch eine List und dem Ritterorden von Avis vertrieben wurden, die die Stadt mit einer noch heute weitgehend erhaltenen Mauer umgaben.

Die Temperatur in Evora war etwas wärmer und ich machte einen Ausflug per Bus nach Monsaraz, eines der besterhaltenen historischen Orte Alentejos, der auf die Bronzezeit zurückgeht, was die Megalithischen Monumente bezeugen. Schon die Römer und Mauren besiedelten den Hügel und wurden wieder von Geraldo sem Pavor, das bedeutet, ohne Angst, 1167 zurückerobert, 1312 wandelten sich die Christusritter zur staatstragenden Elitetruppe Portugals. Ausgerechnet am heißesten Tag existierten weder Fenster zum Öffnen, noch irgendeine Art von Lüftung im Bus.

Der Süden musste doch wärmere Temperaturen zu bieten haben, so landete ich in Lagos an der Algarve. Begleitet von kühlem Wind, Sonne und gelegentlichen Schauern wanderte ich an der Küste entlang, kletterte die Klippen rauf und runter und staunte über die von der Wucht der Wellen geformte, ohne Bebauung verdorbene Felsenküste. Traumhafte, unbebaute und saubere Strände lockten zum Baden, aber der kühle Atlantikwind hielt mich davon ab.

Hier beginnt der der Fischerweg, Rota Vicentina genannt, der 226 Kilometer in 13 Etappen an der Steilküste entlang Richtung Lissabon geht. Rucksack-beladene Wanderer begegneten mir an der schwindelerregenden Steilküste, blühende Blumen erfreuten das Auge. Die sensationellen Felsformationen versetzten mich immer wieder in Erstaunen. Ein Felsen hatte sich zu einer riesigen Welle verformt.

Nazaré ist berühmt für seine Monsterwellen aus Wasser, die wollte ich mir anschauen. Meine Unterkunft befand sich auf der Steilküste, von der ich zu Fuß zum Strand, von dem die Riesenwellen anrauschen dürften, laufen konnte.

Pech, denn diese bauen sich nur im Herbst oder Winter auf, im April musste ich mich mit normalen Wellen am unendlich langen Sandstrand zufrieden geben.

Zurück vom Strand, sagte mir meine Gastgeberin, dass der Strom ausgefallen sei und das Wasser demnächst abgestellt wird, warscheinlich wegen einer Cyberattacke. Weder das Internet funktonierte, noch fuhren Busse oder gab es sonst eine Möglichkeit, sich zu informieren, was wirklich vorgefallen war. Wir füllten sämtliche Behälter mit Wasser auf. Kleine Supermärkte hatten noch auf, bezahlen ging natürlich nur mit Bargeld und Gerüchte machten die Runde. Gottseidank ließen sich die Türen dere Pension mit Schlüsseln statt wie so oft mit Codes öffnen. Am nächsten Tag weckte mich plötzlich der Fernseher, den ich nie eingeschaltet hatte, um mir Bescheid zu geben, dass der Strom wieder da war. Die Auflösung: es hatte Probleme bei der spanischen Stromversorgung gegeben, die sich auch auf Portugal übertrug.
So kam ich rechtzeitig nach Lissabon, um meinen letzten Abend im Solido, einem Restaurant mit Fado-Musik zu erleben. Emotionen pur ergriffen uns, als die Sänger gefühlvoll ihre Fadolieder vortrugen. Einmal stimmte der Kellner mit ein, ein Brasilianer, der davon singt, wie sich seine Landsleute nach ihrem Land sehnen, während sie in Portugal arbeiten und leben. Ein schönerer Abschluss geht nicht!
Tipps: die Rota Vicentina Webseite oder App herunterladen, da gibt es sämtliche Infos über die Wanderungen
Lissabon : The Central House Lisbon Vaixa hat Top-Dorms- und Zweibettzimmer, einen großen Aufenthaltsraum und sehr hilfsbereite Mitarbeiter, allerdings keine Küche, die Bar Solido liegt inmitten des Touristenviertels, hat trotzdem wundervolle Fadosänger, vegan oder vegetarisch essen kann enorm günstig sein, einfach die App Happy Cow fragen
Evora: Old Evora Hostel hat preiswerte, schöne Zimmer und eine Küche, ist nahe dem Busbahnhof
Aljezur: Guesthouse Aljezur Center, deren Türen nur mit Code zu öffnen sind, im kleinen Ort gibt es 2 Yogastudios, ein veganes Café und ein preiswertes Thairestaurant mit vegetarischen Gerichten
Nazaré: Casa do Mar hat schöne Zimmer und Küchenbenutzung mit Balkon und liegt auf der Steilküste
