Hühnergrippe ohne Ende, verendete kranke Schweine im größten Fluß Chinas, diverse Lebensmittelskandale in aller Welt, da kann einem der Appetit auf Fleisch gruendlich vergehen. Auch der bestialische Gestank von uraltem Fett im Umkreis von 10 Metern vieler Strassenstaende Chinas trägt nicht zur Fleischeslust bei.
Leider ist in fast jeden Gericht irgendeine kleingeschnittene Fleischeinlage unbekannter Herkunft beigemischt, es sei denn, es handelt sich um genau Bezeichnungen wie Krokodil- oder Hühnerfüße.
Beim naechsten, nett aussehenden, gutbesetzten Restaurant in Shanghai fragte ich auf Chinesisch, kein Fleisch? Auf der bebilderten Karte suchte ich mir auf gut Glueck zwei Gerichte aus. Auf den Tisch kam schwabbeliges Tofu in Oel-Tomatensoße und ein ebenfalls aus Tofu bestehendes rundes Etwas, daß wie Tortellini aussah, zaeh und schleimig schmeckte, mit einer Art Kohl.
Nachdem ich ein paar Bissen heruntergewuergt hatte, floh ich aus dem Lokal zu einer der zahlreichen lokalen Baeckereien. Das hervorragende Mehrkornbrot rettete mich vorm Übergeben. Butter oder Käse waren leider weit und breit nicht aufzutreiben.
Jeden Morgen stärkte ich mich erstmal mit gutem Kaffee und frischem Pain au Chocolat, dass wie in Frankreich schmeckte, um etwaiige Verkostungen zu überstehen.
Nudelsuppe mit Gemüse in einem vornehm aussehenden Gartenrestaurant in Hangzhou war mein nächster Versuch. Ein Riesenteller voll Suppe mit seltsam aussehenden Reisnudeln inklusive dem unvermeidlichen Wasserspinat samt winzigen Streifen Karotten können den Hunger stillen, beim Geschmack erinnerte es eher an Abwaschwasser. Darauf gönnte ich mir einen leckeren Fruchtsalat mit Kaffee.
Handgeschuettelter Tee oder frisch plattgehauene und geschnittene Sesamkräcker für den Hunger zwischendurch halten mich auf den Beinen.
Da Mönche gerüchteweise Vegetarier sind, gab es in der Nähe einiger Tempel vegetarische Restaurants. Der letzte Versuch, etwas Einheimisches zu probieren. Die bebilderte Speisekarte war auf Englisch übersetzt und versprach, nur gute Zutaten zu verwenden. Fleisch war bei allen Gerichten durch Tofu oder Seitan ersetzt.
Mein würziges Gemüsecurry, verschiede Gemüsesorten mit festem Tofu, dass ein bisschen wie Hähnchenbrust schmeckt, machten glücklich, endlich! Der Laden war gut frequentiert, alle Mahlzeiten sahen reichhaltig und lecker aus. Jetzt hätte ich gern den Ginsengwein dazu probiert, den es hier leider nicht gab.