Unglaubliche „Film“-Geschichten auf dem 39. DOK.fest München

Mit dem bewegenden SOS-Kinderdörfer-Preiträger- Film „New Kind of Wilderness„, über eine Familie, die in der Natur lebt und plötzlich mit dem Tod der Mutter konfrontiert wird, ging das 39. DOK.fest München zu Ende. Der Film von Regisseurin Silje Evensmo Jakobsen wirft Fragen zu unserem Verhältnis zur Natur auf und stellt gesellschaftliche Fragen auf subtile Art und Weise. Sehenswert!

A New Kind of Wilderness

Den Dokumentarfilm Produktionspreis erhielt Oliver Stoltz verdient für „Land der verloren Kinder“ über die Kinder Venezuelas, die besonders an dem Chaos von Misswirtschaft und Korruption in einem der an Rohstoffen reichsten Land Südamerikas leiden. Unter lebensgefährlichen Bedingungen und dem Schutz einer Jugendgang wurde gedeht, Kamreaequipment eingeschmuggelt und eine lokale Crew eingesetzt, da ausländische Kamerateams auf Schritt und Tritt überwacht werden.

Andreas Hartmann und Andrea Mori frueten sich über den Hauptpreis Viktor International für „Johatsu-Into thin Air“ über die japanische Night Moving Companies, die sich auf die Kunst des Verschwindens spezialisiert haben und jenen helfen, die ihr bisheriges Leben hinter sich lassen müssen oder wollen. Bei ihren nächtlichen Missionen orchestrieren sie diskret und effizient den Übergang in eine neue Existenz. Der Film vereint die komplexen Geschichten von Einsamkeit, Verzeiflung und Scham ohne zu urteilen.

Zwischen uns Gott“ über Bibeltreue, Gottesfurcht, Beten um Wunderheilung, Nichtglauben und die Gräben, die sie aufwerfen, erhielt den Viktor DOK Deutsch. Regisseurin Rebecca Hirneise versucht ihre irritierend tiefgläubige Verwandschaft in Süddeutschland zu verstehen und mit ihnen zu diskutieren.

„Kamay“ über Zahra, die als erste ihrer Familie in Kabul studierte und die Bedeutung der Kamay-Pflanze als Viehfutter für die Gebirgsbauern Hazarajats erforschte. Wegen ihres Freitods kämpfen sie trauernd gegen ein Dickicht von Diskriminierung, Schikanen und Übergriffen um Gerechtigkeit. In ruhigen, poetischen und monumentalen Bildern erzählt KAMAY von einer unbekannten Seite Afghanistans und über jahrhundertelange Unterdrückung der Hazara. Der Viktor Cinema of urgency belohnte diese sensible Filmarbeit.

Den Förderpreis DOK bekam „Exile never ends“ von Bahar Bektas über die Sehnsucht nach der Heimat und welche Auswirkungen Entwurzelung hat. „Hausnummer Null“ Von Lillith Kugler über das Leben auf der Straße erhielt die Megherz-Student-Award.

Bereits am 08. März 1979, kurz nach der Islamischen Revolution, protestierten iranische Frauen gegen den Kopftuchzwang. „ MY STOLEN PLANET“ erinnert an den seither andauernden Freiheitskampf und die Diskrepanz zwischen privatem und öffentlichem Leben. Nur noch im Familien- und Freundeskreis durfte und darf ohne Kopftuch getanzt werden. Komponistin Atena Eshiaghi konnte sich über den Deutschen Dokumentarfilm Musikpreis freuen.

Die Regisseurin als Kind aus My stolen planet

Mit seinen Freunden entflieht Sahnyi im Film „Kix“ in den Straßen Budapests der engen Wohnung, in der sich die ganze Familie ein Schlafzimmer teilt und die kaum Platz zum Atmen lässt. So skated er wild durch die Straßen und hat allerlei Unsinn im Kopf, bis aus einem Streich tödlicher Ernst wird. Die expressive Montage erzählt mit hoher Geschwindigkeit und ohne Elends-Voyeurismus die überbordenen Energie des jugendlichen Protagonisten im autoritären Viktor Orban-Ungarn und wurde mit dem DOK.Edit Award belohnt.

KIX

Meine Lieblingsfilme waren unter anderen „Misty“ über den Piano-Magier Errol Garner, „Let the Canary sing“ über Cindy Lauper, die immer ihre eigene Musik machen wollte, „Henry Fonda for President“ mit der Geschichte der USA in Fondas Filmen, „Watching You-die Welt von Palentir und Alex Karp“, der seine Spionage-Sofware an alle Staaten verkaufen will, „Shahid“, die ihren Mittelnamen, der Märtyrer bedeutet, loswerden will,  „Ballhausplatz- Aufstieg und Fall des Sebastian Kurz„, der durch Manipulation und koruppte Medien gewählt wurde, „La Flaneuse“ über Doris Dörrie und natürlich die Preisträgerfilme!

So viele Filme und so wenig Zeit, alles anzuschauen? Noch bis zum 20. mai 2024 können ausgewählte Filme online angeschaut werden.

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