San Luis Potosi, nördlich von Mexiko-City, ließ mich im historischen Zentrum durch die Gassen schlendern, im Schneckentempo schlichen wenige Autos an mir vorbei. Was für ein Unterschied zu den von vielen Bloggern gepriesenen San Cristobal de las Casas oder Merida, wo laute Busse, Motorräder und Autos in jeder Gasse für Lärm und Abgase sorgten. 1592 als Silberminenstadt gegründet, bot diese Innenstadt mir wunderbare Kolonialgebäude, Kirchen, Illuminierte Tempel, ein ehemaliges Theater, das 1941 zum Kino umgebaut wurde, jetzt anspruchsvolle Filme wie den Cannes-Gewinner „Titane“ im Programm hatte und sich seinen nolstalgischen Charme bewahrt hat.
Einen Tagestrip machte ich nach Santa Maria del Rio, um bei brütender Hitze den Hügel mit mäßiger Aussicht zu erklimmen, die Rebozos, die traditionellen Schals, zu bewundern und mich als Engel mit riesigen Flügeln fotografieren zu lassen. Wenn ich doch nur fliegen könnte, das würde mein Leben ungemein erleichtern!
Ciudad Valles soll der beste Ort sein, um die zahlreichen Wasserfälle und Flüsse Huastecos, so heißt die Umgebung hier, zu erkunden. An Schönheit litt er nicht, unschwer an der merkwürdigen Dekoration des Rathauses zu erkennen.
Viele Gewässer sind über 50 Kilometer weit weg, müsste mit einer 50 € teuren Tour gebucht werden und das bedeutet wegen der schlechte Straßen, 5 bis 6 Stunden Fahrtzeit am Tag. Da ich die atemberaubenden Iguazu-Wasserfälle vor 3 Jahren in Argentinien bewundern durfte, hatte ich darauf keine Lust und nahm den Bus nach El Sidral, um von dort die Puente de Dios anzuschauen. 3 Kilometer lief ich von dort über Feldwege bis zum Wasser, das von einem unwirklich intensivem Türkis war. Ein junger Typ wollte mir einen teuren Bootstrip andrehen und meinte, ich könnte alternativ durch das flache Wasser gehen. Die Strömung war zu stark und ich verhandelte mit einem anderen Bootsführer, der mich entspannt durch das von der Sonne beschienende Gewässer stakte.
Nach dem Rückweg in El Sidral erzählte mir ein Mann, der Bus würde erst in 2 1/2 Stunden abfahren, aber er könnte mich zu einem Dorf bringen, wo es Collectivos gäbe, kleine Busse oder Taxis, die man sich mit anderen teilt. Er raste mit seinem Motorrad und mir los, natürlich ohne Helme, es dauerte und lange kam keine menschliche Siedlung in Sicht. Nach gefühlt endloser Raserei durfte ich aufatmen, als wir ankamen und mir eine Frau versicherte, der Collectivo nach Ciudad Valles würde gleich eintrudeln.
Alle hatten mir von dem surrealistischen Garten von Edward James vorgeschwärmt, also war Xilitla, ein schnuckeliges Bergdorf mein nächstes Ziel. Der Kunstsammler, Landschaftskünstler und Mäzen von Salvador Dali Edward James schuf als sein Lebenswerk den Surrealistischen Garten im Dschungel von Xilitla mit Treppen, die in´s Nirgendwo führten, riesigen Skulpturen und Türmen.
Ich durfte nach dem Eintritt zwangsweise, „wegen Corona“, einen Guide bezahlen, der uns als Gruppe durch den Garten führte. Ich hatte mich gefreut, in den Kunst-Dschungel einzutauchen, aber nein, ich musste den Guide anhören, von dem ich wenig verstand und ständig auf die Gruppe warten, wenn sie Fotos machten oder im Schneckentempo wie 90jährige die Treppen erklommen. Mit Corona hatte das herzlich wenig zu tun, ohne Gruppenzwang hätten wir mehr Abstand halten können.
Mein Highlight in Xiltla war die abenteuerliche Wanderung zu einem kleinen, feinen Wasserfall und Pool mit einer zusammengewürfelten Gruppe aus dem Sukha-Hostel. Wir krochen unter Stacheldrähten durch, verloren einmal den Weg im hohen Gestrüpp, kletterten auf Orangenbäume zum Pflücken und landeten schließlich im erfrischenden Pool.
Meine Tipps für San Luis Potosi:
Zum Zentrum vom Central de Autobuses/Busterminal fahren Stadtbusse gegenüber dem Eingang, Vom Alameda Park zurück
Unterkunft:
das Suhka Hostel hat Dorms und Privatzimmer, eine saubere Küche, gute Infos, liegt ruhig und zentral
Essen:
das Potosi Bistrot an der Ecke schräg gegenüber dem Markt ist hübsch eingerichtet, hat leckere vegetarische Optionen und eine wunderbare Kellnerin, die mir die hausgemachten Soßen mit ihrem Handy auf Deutsch übersetzte, da ich Weizenbier trank und ihr erzählte, dass ich aus Deutschland komme
Nicht nur die Tempel und Kirchen anschauen, einfach ohne Plan durch die Stadt wandern, dann entdeckst du so ungewöhnliche Bauten wie diese:
Tipps für Ciudad Valles:
Unterkunft:
Hotel la Concordia ist zentral gelegen, sehr sauber, unschlagbar preiswert und hat einen netten Balkon zum Treffen anderer Gäste
Mit denen solltest du dich zusammen schließen, um dir eine Tour oder ein Taxi zu teilen, da viele Sehenswürdigkeiten schwierig mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind
Tipps für Xilitla:
Unterkunft:
Posada Jardin Huasteca hat schöne und preiswerte Zimmer und ist zentral gelegen
Sukha Hostel gleich nebenan hat ein Dorm und ein Doppelzimmer, beide ohne Verdunklung an den Fenstern, so dass die Sonne diese aufheizen könnte, dafür gibt es eine Küche und Dachterrasse zum Kennenlernen anderer Traveller
Der Surrealistische Garten lohnt sich trotz allem und wer weiß, vielleicht dürfen bald alle die Skulpturen im Dschungel ohne Guide genießen