Halbwilde Orang Utans, der Welt größter Kratersee & Vulkane in Sumatra

Die erste Nacht in Medan, der Hauptstadt Sumatras, begann mit einem Schreckmoment, da das Hostel, in dem ich ein Zimmer reserviert hatte, ausgebucht war. Der Betreiber zeigte mit ein Zimmer in der Nähe, vollgestopft mit Utensilien unbekannter Herkunft, die unangenehm rochen. Ich sah in meinem inneren Auge Kakerlaken die Wände hochgehen und ging angeekelt rückwärts hinaus, wurde von dem Hostelbetreiber unverschämt angeredet und beschloss, mir ein nettes Hotel zu suchen. Den guten Bewertunges des Hostels war offensichtich nicht zu trauen.

Bukit Lawang
Bukit Lawang

Bukit Lawang, am Fluss in der Nähe des Gunung Leuser Nationalparks gelegen, war für seine Orang Utan-Beobachtungen berüchtigt. Es kam vor, dass diese gefüttert wurden, damit die Touristen sie garantiert sehen konnten. Anscheinend glaubten diese, dass Orang Utans, die 96 % menschliche DNA haben, sich in einem Urwald-Zoo befinden. Jetzt war das Füttern verboten. Ein Russisches Pärchen, ein Kanandier und ich samt Guide stapften den schmalen Waldweg entlang.

Thomas Leaf Affen beim Plausch

Uns begegneten gemütlich-kauende, grau-weiße Thomas-Leaf Affen, die  mit ihren langen Schwänzen von Baum zu Baum flogen. Nach etwa einer Stunde telefonierte unser Guide und führte uns zu ein paar hohen Bäumen, in denen Orang Utan-Weibchen entspannt in Zeitlupe herum turnten. Das hatte sich herum gesprochen und da Wochenende war, waren wir nicht die einzgen Touristen. Es war faszinierend, die Urang Utans in nur ein paar Metern Entfernung sehen zu können, als sie sich ein paar kleine Früchte vom unteren Baum pflückten.

Orang Utan in Bukit Lawang
He´s looking at you, Kid

Handys wurden gezückt und ich fragte mich, was die Orang Utan-Dame, die mir in die Augen sah, wohl von uns dachte. Jede hat ein eigenes ausdrucksvolles Gesicht im Gegensatz zu anderen Affen. Später bekam ich mit, dass ihnen heimlich die Fruchtsalat-Reste unseres Mittagsessens hingelegt wurden und dass es sich um scheue, ausgewilderte Orang Utans handelte.

Orang Utan-Yoga bei Bukit Lawang

Die wilden Orang Utans dürften sich im tiefsten Dschungel aufhalten, da hätte ich eine Woche in knietiefem Schlamm wegen der Regenzeit den Urwald durchwandern und auf einer Plastikplane am Boden übernachten dürfen, wo mich diverse kleine und große Dschungelbewohner anknabbern und zerstechen könnten. An meinem letzten Abend in Bukit Lawang, einem Samstag, wurde angemessen gefeiert; Touristen und Einheimische tanzten ab Mitternacht einträchtig zu lauter Live-Musik.

immer lustig:Kinder in Sumatra

Ich wollte den Sibayak Vulkan besteigen, das geht von Berastagi aus, eine Stadt mit einem horrenden Motorrad- und Auto-Verkehr. Um die Straßen zu überqueren, brauchte ich den Mut einfach los zu gehen, während die Motorradfahrer von beiden Seiten um mich herumsausten und Autos sich dazwischen quetschten. Nachmittags erklomm ich erstmal einen Hügel mit angeblicher Aussicht, stattdessen hatten sich oben Restaurants, Souvenierstände und natürlich Auto- und Motorräder ausgebreitet. Am nächsten Morgen brachte mich mein Gastgeber zum Ausgangspunkt, wo bereits Angkots, kleine Minibusse, auf Mitfahrer warteten. Ich ging weiter die Straße entlang durch den Wald und sah den Kränen zu, wie die Dschungelstraße erweitert und Bäume gefällt wurde.

Plastikmüll an der Dschungelstraße

Am Straßenrand hatte sich eine Plastikmülldeponie gebildet, leider keine Seltenheit in Indonesien. Dann begann der Bergpfad auf den Vulkan Sibayak, auf dem bereits viele Bergwanderer verloren gegangen oder gar gestorben sind, da sie den Weg bei wolkenverhangener Sicht oder Regenwetter nicht mehr gefunden haben.

Berastagi
Berastagi von oben

Der Vulkan ist 2200 Meter hoch, oben rauchte es nach verfaulten Eiern und ich kletterte auf beide Aussichtspunkte, um Berastagi und den nebenan liegenden Vulkan, im Sinabung zu sehen, der sich leider hinter Wolken versteckte.

Auf dem Sibayak

Er brach in den letzten Jahren mehrmals aus und war für etwaige Wanderer gesperrt. Ich hatte mir den Rückweg gemerkt und keine Probleme, den Bergpfad nach Berastagi zu finden.

Der Toba-See, der größte Kratersee der Welt, versprach die Ruhe, die ich nach dem Wahnsinnsverkehr unbedingt brauchte. Er entstand bei einem Vulkanausbruch, schleuderte seine Asche 80 Kilometer hoch und kühlte das Weltklima ab, bei der Pflanzen und Tiere massenhaft verendeten. Heute bräuchte der Planet dringend eine Abkühlung. Zur Begrüßung auf seiner Insel Samosir regnete es heftig. Ich lieh mir ein Rad, als der Regen aufhörte, radelte am See entlang und bewunderte die traditionellen Ahnen-Häuser der Batak, in denen ihre vornehmsten Toten bestattet wurden. Die Batak, die sich rund um den Toba See angesiedelt haben, entwickelten eine kriegerische Kultur mit vielen Kämpfen zwischen den einzelnen Dörfern und praktizierter Kopfjägerei mit rituellem Kannibalismus, wovon Marco Polo 1292 berichtete. 85 % sind heutzutage Christen, manche praktizieren weiterin ihren Batak-Glauben, natürlich ohne kriegerische Absichten. Ich freute mich über wenig Verkehr, bis dunkle Wolken mich wieder ins Guesthouse leiteten. Ein Wolkenbruch löste einen Stromausfall aus und die Mitarbeiter meinten, in ein paar Stunden gäbe es warscheinlich wieder Strom. Um 19 Uhr war es dunkel, ich fragte nach Kerzen und plötzlich waren Strom und Licht wieder da. Die Wettervorhersage verhieß keine Besserung, also verließ ich mal wieder vorzeitig einen Ort.

Batak-Haus trifft auf eine kleine Moschee

Im lokalen Bus war ich wie immer die Einzige Ausländerin. Im Busbahnhof von Medan, der Hauptstadt Sumatras, kugelten sich die Mitarbeiter vor Lachen, als ich in Bahasa, der Landessprache, nach dem Bus zum Bahnhof fragte. Keine 5 Minuten später, kam er, dessen Fahrer sich über meine Mitfahrt freute, ein Foto machte und meinte, für mich ist die Fahrt gratis. Mit dem Zug am Flughafen gelandet, brachte mich eine hilfsbereite Angestellte mit ihrem Motorrad zu meinem Hotel, das weiter weg lag, als ich dachte. Das versöhnte mich wieder mit Medan und seinen freundlichen Einheimischen!

Tipps für Sumatra:

Öffentliche Busse in Sumatra funktionierten ganz gut und sind umweltfreundlicher als shared Taxis

vom Flughafen Medan fährt ein Zug, der Raillink, in´s Zentrum, es fährt ein blauer Elektrobus zu verschiedenen Busbahnhöfen, von dort nahm ich den Bus nach Bukit Lawang, von dort nach Berastagi und weiter nach Parapat

von Medan nach Parapat am Toba-See dauert die Busfahrt 4,5 Stunden, weiter geht´s mit der Fähre zur Insel Samosir, Von Berastagi nach Parapat dauerte es um einiges länger und ich musste 2mal umsteigen

Unterkunft in Medan: am Flughafen mit gratis Shuttle D´Primahotel oder das Gleichnaimge im Zentrum am Stadium beim Bahnhof hat saubere, gute, nicht zu teure Zimmer, NICHT im Dazhong Hostel übernachten, siehe oben

Bukit Lawang: Ida Guest House hat saubere, preiswerte Zimmer und ein gutes Restaurant mit Blick auf den Fluss, der Besitzer ist sehr aufdringlich, da er Orang Utan Trips verkaufen will, auf der gegenüber liegenden Fluss-Seite in ist es ruhiger; ob es echte Dschungelwanderungen zu wilden Orang Utans von Bukit Lawang aus gibt, wage ich zu bezweifeln, das wäre eher vom weiter entfernten Ketambe möglich

Berastagi: Kaesa Gusthouss liegt günstig und hat gute, saubere Zimmer und einen Besitzer, der alle Informatonen zu Bussen und Wanderungen gerne preisgab, in der Nähe gibt es einen Warung mit guter vegetarischer Küche und es ist an einer ruhigen Seitenstraße gelegen, zur Besteigung des Sibayak die Wettervorhersage checken, gute Bergschuhe tragen, eine Taschenlampe mitnehmen und sich den Rückweg vom Steinmehr unbedingt merken, falls die Sicht schlechter wird, bei Regen nicht gehen, ich brauchte vom Angkot-Parkplatz nur 1 1/2 Stunden, der Weg war leicht zu finden.

Toba-See: Laster Jony´s Guesthouse liegt direkt am See, wo du baden gehen kannst, sie haben ein kleines Restaurant, unbedingt die neuen Zimmer nehmen; Boys Guesthouse hat sehr gute Zimmer mit Terrasse gegenüber gibt´s ein nettes Restaurant mit vielen vegetarischen Optionen, der Mitarbeiter fuhr mich gratis zur Fähre