Im Labyrinth der besten Filme auf dem Filmfest München 2023

Fulminant eröffnete das Filmfest München zum 40. Geburtstag mit „The Persion Version“ in der Isarphilharmonie, welche nicht wirklich als Kino geeignet ist. Die Familiensaga über eine Iranische Familie, die in die USA emigriert ist und mit unterschiedlichen Problemen in der Familie zu kämpfen hat, macht gute Laune, trotz der tragischen Geschichte der Mutter der Protagonistin Leila und die Probleme der lesbischen Leila mit derselben. Am Ende weht ein hauch Bollywood durch den Film, wenn die ganze Familie „Girls just wanna have fun“ neu interpretiert. Anschließend wurde angemessen gefeiert und getanzt im HP8!

Das war erst der Feier-Anfang beim Filmfest im HP8 Foto: DK

500 Filmvorführungen, Filmmakers-Live und Branchen-Panels an 8 Tagen lockten 58000 Zuschauer zu den Veranstaltungen, da fiel die Auswahl schwer!

Regisseurin Jessica Hausner, die mir durch ihren an Huxleys Brave New World Roman erinnernden Film „Little Joe“ schon 2020 auffiel, wurde mit eine Retrospektive geehrt und brachte frisch aus Cannes „Club Zero“ mit. Da manipuliert eine Lehrerin im Unterricht für bewusste Ernährung ihre Schüler,  nichts mehr zu essen, um „frei“ zu sein, brilliant und erschreckend! Am 11.01.2024 kommt er in die Kinos.

Preise regneten selbstverständlich auch auf die besten Filme. Beim hochdotierten Förderpreis Neues Deutsches Kino für die beste Regie machte Sylvie Michel mit „More than Strangers“ das Rennen. Auf kleinstem Raum gibt uns diese Inszenierung einen humorvollen Einblick in die kleinen und großen menschlichen Tragödien. Durch klar gesetzte, bewusst zurückgenommene Gestaltung und die feine Inszenierung werden die Figuren zu Menschen und Freunden, die uns auf eine Reise zwischen Recht und Unrecht mitnehmen. 2024 ist er im Kino zu sehen. Für die ungewöhnliche Flucht-Geschichte in Romeo- und Julia-Form an der Küste Irans, „Leere Netze„, der im Winter 2023/24 in die Kinos kommt, gewann Uschi Feldges für die beste Produktion, „Clashing Differences“ von Merle Grimm über den Zustand und Umgang der Filmindustrie mit dem Thema Diversität gewann den Drehbuchpreis und Dor Aloni freute sich über den Schauspielpreis in „Südsee„.

Clashing differences Foto:Filmfest

14 TV-Produktionen gingen in´s Rennen um den Bernd-Burgemeister Preis, über den sich Christian Becker und Martin Richter von Rat Pack Produktion für „Wir haben einen Deal“, in dem es um das Thema Missbrauch geht, freuten. Den Anfang des prämierten Mehrteilers, Herrhausen-Herr des Geldes, herausragend von Oliver Masucci, dargestellt, durften wir uns im schönen Gloria-Palast ansehen. Spannend wird die mitreißende Geschichte über Alfred Herrhausen, den visionären Vorstandssprecher der Deutschen Bank, der seiner Zeit voraus war, erzählt.

Oliver Masucci in Herrhausen-Herr des Geldes

Im Neuraum feierte Rat Pack Produktions seine legendäre „Something Stupid“ Party mit der gesamten Filmbranche. Das einzig Wahre nach langem Sitzen in den Kinos! Am Tag darauf wurde in der HFF der Förderpreis Neues Deutsches Kino gefeiert und abgetanzt, bis in den Morgen. An diesem Morgen wurden am letzten Festivaltag die CineMasters, CineVision, CineRebels und CineKindl, sowie der Fipresci-Preises und die beiden Publikumspreise verliehen.

Bei der Something Stupid Party im Neuraum ging die Post ab! Foto:DK

Die bewegende Geschichte von Olfa, einer alleinerziehenden Mutter, die vier Töchter im Tunesien der Jahrtausendwende großzieht, „Les filles d’Olfa“ von Kaouther Ben Hania, erhielt den ArriMaster Preis. Mit dem CineVision Award für den besten internationalen Nachwuchsfilm wurde „Crowrã“ von João Salaviza und Renée Nader Messora ausgezeichnet. Das Indignene Volk zeigt uns das Paradies einer Gemeinschaft, in der Natur und Mensch im Einklang sind, jedoch die Kontinuität von Unterdrückung und dem unnachlässigen Zugriff des Kapitalismus auf Ressourcen und ihrer Lebensräume gefährden diese.

Crowrä Foto: Filmfest

Der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehene CineRebels Award geht an „Augure“ von Baloji. „Fossil“ von Regisseur Henning Beckhoff bekam den Fipresci-Preis für seine bemerkenswerte Fähigkeit, soziale Brennpunkte – die Verknüpfung der Themen Arbeiterklasse, familiäre Generationenkonflikte und Umweltaktivismus – mit ironischem situativem und visuellem Humor und einer satirischen und dennoch einfühlsamen Sicht zu vermitteln. „Nelly Rapp – Der dunkle Wald“ von Johan Rosell gewann den CineKindl Award für den besten Film beim KINDERFILMFEST MÜNCHEN,  Bayern 2- und SZ-Publikumspreis ging an den Film „Fallende Blätter“ von Aki Kaurismäki, der am 14.09.23 in die Kinos kommt. Der diesjährige Fritz-Gerlich Preis wurde an „Unruly“ von Malou Reymann und der ONE-FUTURE-PREIS, verliehen von der Interfilm-Akademie, ging in diesem Jahr an den Italienischen Film „Siccità von Paolo Virzi. Dort ist das erschreckend aussehende Rom so ausgedörrt, dass Wasser rationiert werden muss, was in sehr naher Zukunft durchaus Realität werden könnte!

Das Kombinat als solidarische Landwirtschaft Foto: Filmfest

Hoffnung gaben Filme wie „Can Creativity save the World?“ von Hermann Waske und „Das Kombinat“ von Moritz Springer; das Kartoffelkombinat aus München auf seinem steinigen Weg, die größte solidarische Landwirtschaft in Deutschland zu werden. Ab dem 28.09.2023 im Kino anschauen!

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