Als ein Freund mir von Bogotà´s Salsa- und Rumbapartys vorschwärmte und mich nach Kolumbien einlud, konnte ich nicht widerstehen. Beim Erwähnen von Kolumbien fallen den meisten Menschen die längst vergangenen Drogenkriege, Entführungen durch Rebellen und Shakira ein. Die Drogenkriege führten einmal sogar zum Sturm des Kartells auf den Justizpalast mit vielen Toten, weil die Regierung es wagte, einen Drogenboss anzuklagen. Bei meinem Besuch war der Palast von künstlichen Riesen-Ameisen übersäht, es handelte sich ganz harmlos um eine Kunstinstallation.
Der echte George Young, im Film „Blow“ gespielt von Johnny Depp, sorgte damals eine Zeitlang für reißenden Absatz von Pablo Escobar´s gelieferten Rauschmitteln, weil die Kunden seines Kontaktmanns, ein Prominentenfriseur in LA, Unmengen davon konsumierten. Daran hat sich anscheinend nicht viel verändert, die Drogenkriege dagegen haben sich nach Mexiko verlagert, die Rebellen fangen sogar an, mit der Regierung zu verhandeln und halten sich normalerweise in Malaria verseuchten Dschungelgebieten auf.
Bogotà liegt auf 2600 m und eigentlich wäre Ausruhen empfehlenswert nach dem langen Flug, aber es half nichts, wir mußten die umliegenden Bars und Clubs der Wohnung meines Freundes unsicher machen. Hier im Norden Bogotàs konnten wir gefahrlos nachts zu Fuß herumlaufen!
Trotzdem wird man in manchen Lokalen nach Waffen? abgetastet. Nicht nur, denn die Kolumbianer schmuggeln gerne Rumflaschen hinein. Wer das Lokal verläßt, muss seine Rechnung vorzeigen, ob auch bezahlt wurde.
Die Einheimischen verstehen zu feiern und zu trinken und das nicht zu knapp. Am nächsten Tag rief seine berüchtigte Kollegen-Clique an, daß der Chef gerade gegangen sei und die Flasche Aguardiente geöffnet wurde. 15 Minuten später kam ein Anruf, daß sie bereits in´s Lokal um die Ecke weitergezogen waren. Kaum betraten wir das Lokal, es war ca. 20:30 Uhr, wurde abgetanzt, dass die Wände wackelten. Dazu wurde literweise Bier und Rum getrunken. Leider hatte an diesem Tag meine neue Digitalkamera schlappgemacht, als ich den Hausberg besichtigen wollte, super! So konnte ich die Salsa-Tänze bisher nicht filmen.
Während ich nach den nächtlichen Gelagen ausschlafen und mir die Stadt mit dem wundervollen Botero- und Goldmuseum anschauen konnte, mussten mein Freund und seine Kollegen zur Arbeit und abends natürlich wieder auf die Piste.
2600 m von Bogota in’s Tal und wieder hinauf auf 2200 m ging´s kurvenreich per Bus nach Manizales mit seinen herrlichen Kaffeeplantagen. Weiter in Medellin, berüchtigt wegen des ehemaligen Drogenkartells, entpuppte es sich als eine relativ sichere Großtadt. In der Gegend, in der ich unterkam, reihte sich ein Lokal an das andere, und wir hätten abends sicher die Gegend unsicher machen können. Stattdessen kochten und mixten die jungen Argentinier im Guesthaus ihre Cocktails selber, Salsa- oder Tango-Tanzen fiel daher flach.
Der Carneval in Barranquilla nahte, daher wurde es Zeit, den Nachtbus ins tropische Cartagena zu nehmen. Es erinnerte mich an Fotos von Havana mit seinen Kolonialbauten und den engen Gassen mit seinem lebendigen Treiben.
Um zum Carneval zu kommen, mussten wir angeblich um 5 Uhr los, um rechtzeitig vor 10 Uhr da zu sein, bevor die Stadt gesperrt würde. Jede Menge Warnungen hatte ich über den Carneval gehört, hoffentlich kommt mir meine neu erstandene Kamera aus Medellin nicht abhanden! Sie befand sich gut versteckt unterm T-Shirt. Mit dem Bus angekommen, trafen wir die Kolumbianer, bei denen einige als couchsurfer untergekommen waren, (sie schliefen auf dem Boden in ihren Schlafsäcken). Für den Österreicher Matthias und mich war weder eine Couch noch sonst ein Flecken frei, daher müssten wir wohl mit dem Bus abends nach Cartagena zurück.
Die Einheimischen rieten uns, jetzt bereits Rum und Bier einzukaufen. Bei der Affenhitze mittags? Da verzichte ich. Während die anderen in der prallen Sonne beim lauen Getränke-schlürfen der Parade zusahen, genehmigte ich mir kaltes Bier an den Bars im Schatten und sah der bunten parade zu. Irgendwann verabschieden sich die Kolumbianer, um sich für die abendlichen Feiern auszuruhen.
Am späten Nachmittag mussten Matthias und ich schweren Herzens den Bus zurück nehmen. Er fuhr quer duch die Stadt, wo überall bereits getanzt wurde! Die Kostümierten von der Parade waren ebenfalls dabei. Zurück in Cartagena war mein Begleiter müde, ich auch, aber die Argentinierinnen Mara und Guadeloupe schleppen mich noch in die Havana Bar mit toller Salsa-Live Band, immerhin ein kleiner Trost!