23 Jahre ist es her, seit ich zum ersten Mal Vietnam besuchte. Die Motorradfahrer in Ha Noi, die von allen Seiten mit ohrenbetäubendem Lärm auf mich zurasten, fand ich damals schon schrecklich. Fast alle trugen jetzt Masken gegen die Luftverschmutzung. Touristengruppen aus aller Herren und Damen Länder drängelten sich durch die schmalen Gassen, manche ließen sich im Zeitlupentempo mit der Rikscha durch die Abgase radeln, ein exzellentes Geschäft für Touranbieter und Lungenärzte. Ob jung oder alt, fast alle machten dieselben Touren.

Ich floh mit dem lokalen Bus nach Mai Chau, wo ich die Berge aus den Fenstern bewundern konnte. Mein Sitz war halbwegs bequem, wie immer war ich die einzige Ausländerin; nur das Dauergehupe wurde mit Oropax kaum gemildert.

Mit dem Radel durch die Reisfelder zu wandeln, fast ohne Verkehr, war der ideale Gegenpol. Auf dem Weg traf ich auf einen jungen Winzer, der aus exotischen Früchten und Kaffee, Wein und Liköre herstellte. Sie schmeckten angenehm fruchtig, aber nicht zu süß.

Foto:DK
Hochzeiten, Reisen und Feiern hatten Hochkonjunktur in Vietnam, schließlich ist das Durchschnittsalter der 100 Millionen Einwohner etwa 33 Jahre, und auch in Mai Chau wurde kräftig gefeiert. Wir Touristen sahen die bunten Dekorationen, gehörten aber leider nicht zu den mindestens 1000 Eingegeladen pro Hochzeit.

Hué war vom 17. bis zum 19. Jahrhundert die Hauptstadt von Vietnams Kaiserreich. Die Herrscher der Nguyen-Dynastie bauten eine separate Verbotene Stadt nach dem Vorbild der kaiserlichen Anlagen in Peking. Erst als 1945 Ho Chi Minh in Hanoi die Unabhängigkeit erklärte, verlor sie diese Funktion. Beim Besichtigen der Palastanlagen traf ich auf Carina, die auch alleine durch Vietnam reiste. Wir radelten am Fluss entlang zum buddhistischen Zentrum der Tien Mu Pagode und wurden von kichernden Militärs umrundet, die auf Betriebsausflug waren und unbedingt ein Foto mit uns wollten.

Während des Vietnamkrieges landeten die Amerikaner zuerst in Da Nang, ich mit dem Bus. Der Strand war nett mit seinen Rundbooten, die in den Himmel wachsenden Hochhäuser gegenüber weniger.

Mit meinem Gratisrad vom Hotel entdeckte ich verkehrsberuhigte Seitenstraßen mit weißgetünchten Häusern, Bäumen und ein wunderschön dekoriertes vegetarisches Restaurant voller Asiaten. Diese erzählten mir, dass viele Vietnamesen 2 bis 3 mal im Monat vegan oder vegetarisch essen.

Im lokalen Bus nach Hoi An durfte ich opulente Riesenluxushotels und Baustellen am Strand bewundern. Bei meinem früheren Besuch hatte ein Taifun einen Teil der Straßen in Hoi An überflutet, was die Einheimischen sofort mit Bootstaxis konterten.

Jetzt überfluteten Touristenmassen den Ort und sorgten mit den mit Lampions geschmückten Booten für einen Bootsstau auf dem Fluss. Bei überfluteten Straßen wären die Boote voll, der große Teil müsste schwimmen. Auf der neben der übervölkerten Altstadt liegenden Insel radelte ich die bepflanzten Seitengassen entlang, genoss die Ruhe und konnte mich nicht entscheiden, welches der hübschen Cafés ich aufsuchen sollte.
In Lak Lak am See soll es ein Elefantencamp geben, in dem Arbeitselefanten und solche, die schlecht behandelt wurden oder zum Reiten der Touristen dienten, was ihren Rücken schädigt, gepflegt werden. Zu meinem Entsetzen sah ich ausschließlich Elefanten, die als Touristenreittiere ausgenutzt wurden. Ein Grund, schnell das Weite zu suchen und im Sleeperbus, da es keinen anderen gab, nach Dalat in den Bergen weiterzuziehen. Die Sleeperabteile sind für Kinder gut geeignet, für Erwachsene oder gar langbeinige Exemplare aus dem Westen eine Tortur.

Dalat gefiel mir auf Anhieb, in den Seitenstraßen ließ es sich gemütlich zwischen französich anmutenden Villen flanieren, bis ich mich im „Crazy House“ beim Klettern verirrte, von der Architektin Dr. Dang Viet Nga aus ihren Träumen von Unabhängigkeit und Freiheit der Kreativität erbaut.

Da ich auf den von Bloggern angepriesenen Can Dao-Inseln zur Abwechslung frische Luft atmen wollte, nahm ich das bequeme Boot von Ho Chi Minh City nach Vung Tau. 3 Tage dauerte es, dort Tickets für die Insen zu bekommen; ich ergatterte das letzte Ticket für die Direkt-Fähre zurück nach Saigon.

Beim Anblick von Con Dao atmete ich genussvoll die gute Luft ein, denn es gab übertrieben breite Straßen, aber kaum Verkehr, ein nettes Dorf, wunderschöne Berge und exzellente vegetarische Restaurants. In einem erzählte mir eine Frau von einer Bucht, in der man nach einer Wandertour gut schnorcheln könne.
Ich ließ mich von einem Auto am Anfang des Ba Bien Dong Strandes absetzen. Eine halbe Stunde lang spazierte ich über den menschenleeren Strand und durfte den angespülten Unrat und einen riesigen Müllberg bewundern.

Am Ende des Strandes angelangt, wanderte ich über einen sauberen, bewaldeten Hügel. Schweißgebadet erreichte ich die Rangerstation des Nationalparks und fragte, wo denn das Schnorcheln am besten wäre. Der Ranger zeigte in den Himmel, eine beliebte Geste in Asien, wenn jemand nicht weiß, wo es langgeht, aber nicht sein Gesicht verlieren will. Wo genau, fragte ich. Er zeigte auf den nächsten Berg. Nicht besonders begeistert begann ich, ihn zu erklimmen, bis mir ein englisch-sprechender Asiate entgegen kam und meinte, auf der anderen Seite wäre schnorcheln zu gefährlich. Ich probierte mein Glück hinter den glitschigen Steinen weiter unten. Die Ausbeute war gering, das hieß, es gab nur ein paar Fische und wenige Muscheln mit bunten Mündern. Der Ranger setzte sich später zu mir und meinte, die Korallen in der Nähe der Insel herum wären alle tot. Später hörte ich von anderen Reisenden, dass erst seit 2 Jahren die Korallenbleiche eingesetzt hatte, da das Wasser sich um 2 Grad erhitzte.

Einen Abend vor meiner Abreise bekam ich einen Riesenschreck, als mich die Nachricht erreichte, dass meine Fähre nach Saigon wegen schlechtem Wetter ausfiel. Am übernächsten Tag ging mein Flug zurück nach Deutschland! Im Internet fand ich nur einen 12stündigen Flug über Hanoi nach Saigon. Mein Gastgeber im Hotel meinte, „don´t worry“, es gäbe ein anderes Boot nach Soc Trang auf dem Festland und von da ein Bus nach Saigon. Schwer zu glauben, dachte ich, wenn ein Schiff wegen schlechtem Wetter nicht fährt, dürfte auch kein anderes auslaufen.

Am nächsten Tag wehte es kräftig, aber siehe da, tatsächlich legte eine Fähre ab. Es schlingerte und schaukelte, aber wir landeten sicher in Soc Trang beim Mekong Delta. Nach langer Fragerei fand ich den Bus nach Saigon und ergatterte den letzten Sitzplatz.
Am nächsten Tag in Saigon hatte ich meinen online Boardingpass und wartete über eine Stunde im Smog auf den Flughafenbus. Am Flughafen sah es so aus, als ob ganz Asien fliegen wollte. Die Immigration-und Security-Schlangen waren riesig und endlich am Schalter, hieß es, das Ticket muss ausgedruckt werden, ich soll noch mal zum einchecken. Boarding wäre in 10 Minuten sagte ich dem Beamten, aber der blieb stur. Herzklopfend eilte ich zum Check-In-Schalter, der Mitarbeiter druckte mein Ticket aus, geleitete mich direkt zum Immigration-Schalter und schleuste mich durch die Security wie ein VIP und ich erreichte rechtzeitig mein Gate. Glück muss frau haben!
Tipps:
Unterkünfte:
auch die günstigen Hotels sind top eingerichtet mit modernen Bädern, überall nachfragen, ob man Trinkwasser auffüllen kann!
Hué: Rice House mit großen Zimmern liegt in einer kleinen Gasse mit vielen Unterkünften und Restaurants; in Richtung Fluss derselben das exzellente, vegetarische Green Mingle Café, Friends House Hostel, etwas weiter weg gelegen, ist ideal, um beim Fühstück andere Reisende kennenzulernen und der Besitzer spricht englisch, der Radverleih liegt an der Ecke Dap Da/Nguyen Lo Trach
Da Nang: Santori Hotel Da Nang Bay, gratis Fahrrad, tolles Zimmer und kleiner Pool auf der Dachterrasse, an der Ecke Durong Nguyen Tat Tanh/Durong Ton That Dam liegt das angenehme Vegane Restaurant

Hoi An: 5 Coconut Villa ist eine freundliche Unterkunft mit Pool, tollem Frühstück und Gratisfahrrad in einer ruhigen Gegend, die Rezeptionistin spricht Englisch, der Strand Hoi An´s ist besonders schön
Na Trang: Golden Rain 2 Hotel, gute Lage, ruhig, zentral, unweit vom Strand und dem Sailing-Club zum Abtanzen, in der Mitte des Strandes gibt es sogar eine kompetente Touristeninformation, Das kleine Oi-Café bietet leckere, vegane Küche in ruhiger Atmosphäre
Dalat: Redhouse Dalat Hotel, klasse zum Wohlfühlen, die Besitzerin spricht fließend Englisch
Saigon: Jan Hostel Central Point ist top, liegt zentral, nahe dem Airportbus, freundliche, hilfsbereite Rezeptionisten und leckeres Frühstück, mein Bootsticket wurde mir von Greenline über das Hostel erstattet, am besten immer Tickets am Schalter statt online kaufen, einige mussten hinter ihrem Geld herlaufen, da se keine Emailbestätigung bekamen.