Radl-Kino, Gourmet-Weine & Les Guinguettes zum Mitsingen

382 Kilometer per Rad auf dem Loire en Vélo-Radweg von Nevers nach Blois

Auf der Suche nach einer Unterkunft landete ich durch Warmshowers auf einer alternativen Ököfarm mit eigenem Gemüsegarten und Trockentoiletten, mir aus Eco-Hostels in Ost-Timor und Nicaragua bekannt. Die Betreiber backten eigenes Brot und kochten Brombeermarmelade von ihren Beerensträuchern ein, die sie auf dem Markt in Decize verkauften. Dort lernte ich Anouk kennen, die mir ihr Cinecyclo, Kino auf dem Tourenrad, vorstellte. Der Gepäckträger wird unters Hinterrad gedreht, damit die Pedale von freiwilligen Zuschauern getreten werden kann, um Strom herzustellen. Der wird auf ein spezielles Akkugerät übertragen, verkabelt mit dem Miniprojektor mit USB-Film. Sind die Lautsprecher angeschlossen, die Leinwand ausgerollt und gestrafft, kann das Open-Air Kinoerlebnis beginnen. Die Stadtverwaltung von Decise stellte einen Platz zur Verfügung, das Tourismusamt sorgte für Werbung, die ein bisschen mehr Schwung gebrauchen könnte, aber unsere Truppe von der Farm machte Stimmung!

Cinecyclo, das Radlkino

Bei Pouilly sur Loire schnaufte ich die Weinberge des Pouilly Fumé rauf und runter, bis ich endlich das Dorf meines Airbnb-Gastgebers in Schweiß gebadet erreichte. Nach einer Dusche nahmen mich Jean-Jaques und seine Freunde zu einem Bistro am Loire-Ufer mit, wo 2 Musiker französische Musik zum Besten gaben, perfekt als Aperitivo zum Verschnaufen. Anschließend lud er uns bei sich auf einen Pouilly Fumé-Wein, Suppe, Brot und Käse aus der Region ein, denn Restaurants oder Supermärkte gab es weit und breit keine.

Jean-Jaques´Briefkasten

Sancerre ist berühmt für seinen exzellenten Wein. Das Dorf selben Namens liegt auf einem Hügel, der von einem weitgeradelten Belgier verschmäht wurde, da er, der von München nach Venedig geradelt war, meinte, der wäre zu steil. Sommeliere Marina, meine Warmschowers-Gastgeberin, zeigte mir eine nicht zu steile Straße, die ich problemlos erradeln konnte. Oben belohnte mich ein Blick auf die Weinberge und beim Bummeln kam ich mit einer Boutiquebesitzerin ins Gespräch. Vor 50 Jahren studierte sie mit wenig Deutschkenntnissen an der Akademie der Bildenen Künste in München. Bei der Party der Jahresausstellung wurde wie immer heftig getanzt und so lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie immer noch zusammen ist und jetzt in Sancerre lebt. Die Eröffnungsparty der Jahresausstellung gibt es noch heute!

Entre Gourmets: Maitre d `Hotel Sylvain, Sommeliere Marina und ich beim Genuss á la Francaise

Sommerliere Marina, die in französichen Sternelokalen und jetzt in der Domaine Eric Louis in Thauvenay bei Sancerre arbeitet, lud mich dort zu einer Weinprobe ein, bevor wir zu ihr nach Hause radelten, wo ihr Freund Sylvain, ein Maitre d´Hotel, unser Gemüsedinner zubereitete. Dazu gab es Käse und Wein. Ob Winzer oder Käsehersteller, alle kennen beide persönlich.

die Brücke von Briare

Der Loire-Radweg schängelt sich am längsten, natürlichen Fluss Europas entlang mit verführerisch aussehenden Stränden, aber niemand badete, denn das soll gefährlich sein. Über die im Jahre 1601-1642 erbaute Brücke bei Briare ging mein Radweg, auf dem der Kanal latéral de la Loire über die Loire hinüberführte, um damals eine Verbindung von der Seine zum Loire-Becken zu schaffen. Die Fundamente und die gemauerten Pfeiler wurden von der Firma Gustave Eiffels gebaut, 1896 wurde die Brücke erstmals mit Schiffen befahren. In Gien, berühmt für seine 1821 gegründeten Porzellan-manufaktur, übernachtete ich in einem Bungalowzelt mit überdachter Terrasse und sah anderen dabei zu, wie sie im Regen ihr winziges Zelt aufbauten. Eiskalt war es trotzdem nachts.

Chateau Sully sur Loire

Schon 1395 baute der Architekt des Königs Raymond du Temple für den Herrn von Sully, Guy de la Tremoille, das Schloss de Sully sur Loire, um die Brücke über die Loire zu verteidigen und prachtvolle Empfänge zu feiern. Für den Schlossherrn und seine Familie wurde Jahrzehnte später ein kleineres Schloss hinzugefügt. Es hat eine bewegte Geschichte mit vielen Umbauten hinter sich, bis es 1962 vom Departmentsrat des Loiret der Familie de Bethume-Sully abgekauft wurde und jetzt zur Besichtigung freigegeben ist, was ich mir natürlich nicht entgehen ließ.

Son & Lumiere Orleons

In Orleons, der Stadt Jeanne d `Arcs, genoss ich die auf die Kathedrale projizierte Licht- und Musikshow über sie und die Olympiade 2024 in Frankreich und erkundigte mich danach, ob es irgendwo Live-Musik gäbe. Mir wurde von Karaoke erzählt und ich radelte neugierig hin. Ein Lokal am Fluss mit regionaler Küche, Live-Musik und Tanz lud alle um MItsingen ein. Hefte mit meist französischen Liedtexten lagen aus und mit der Band „Les Scouts“, die 60 Chansons auf ihrer „Menuekarte“ haben, wurde fröhlich mitgesungen und getanzt. Ich machte begeistert mit. Renoir und Van Gogh machten die Guinguettes berühmt, jetzt erleben sie eine Renaissance.

Les Guinguettes mit „Les Scouts“

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